Fica! = Bleib!

3 Tage im Meditationszentrum in Monchique

@karunaretreatcenter

Ein Wochenende um zu Sein.

“Einfach”, denk ich mir. “Einfach ganz in Ruhe entspannen”.
Da habe ich wohl nicht mit meinem Kopf gerechnet ….

Ana, die Leiterin nimmt mich herzlich in Empfang. Am 1. Abend gibt es ein wundervolles einfaches Abendessen. Der nächste Tag startet mit einer morgendlichen Meditation und danach gemeinsamen Frühstück.
Jeder folgt seiner Praxis.

Nachdem ich den 1. Tag in der Ruhe, die die Berge ausstrahlen, quasi durch geschlafen habe, geht es am Abend dann los… es wird unruhig in mir.

Mein ganzer Körper fühlt sich voll und unwohl an, mein Kopf rattert und es fangen tausend Gedanken an abzulaufen. Wie ein Film. Mit Szenarien, die mir wehtun. Real? Nickt das ich wüsste, sie sind entweder in der Zukunft oder etwas was ich gar nicht weiß oder oder…

Und selbst wo ein Teil in mir weiß “Das ist nicht real!”, macht es keinen Unterschied. Es kreist weiter. Und es tut weh. Irgendwann liege ich mit Tränen im Bett. Verzweifelt, weil ich einfach nur Schlafen will.

Die Nacht ist kurz. Am nächsten Tag fühlt es sich immer noch so an. Nur müder. So einfach ist dieses Ausruhen wohl doch nicht.

Nach dem Frühstück gehe ich zu Ana und sage ihr, ich möchte einfach nur nach Hause. Der Wunsch, dass es endlich still wird, ist so groß, und die einzige Hoffnung dafür ist mein Zuhause.

Sie schaut mich an und ist einer der Menschen, die Drama schnell erkennen. Ganz liebevoll setzt sie sich mit mir hin und wir sprechen. Darüber wie mein Kopf Geschichten kreiert, die mein Ego füttern. Meinen Schmerz aufrecht erhalten wollen. “

“Fica!” sagt sie irgendwann und zeigt auf ihr Herz. “Bleib!” sagt sie auf Portugiesisch mit einer Überzeugung, wie ich sie sehr an Menschen liebe.
Sie meint nicht vor Ort, ich bin frei zu gehen, wenn ich das möchte. Sie meint bei mir. In mir. In meinem Herzen.

Mit all den Geschichten. “Und erkenne, dass du nicht diese Geschichten bist. Du kannst wählen, welchen Teil du in die nährst.”

Es wird ganz schnell anders in mir. Es ist immer noch wild, aber anders. Ich spüre, die Möglichkeit der Wahl. Das ein Teil viele Geschichten sind und es noch etwas anderes gibt, dass ich auch wählen kann.

Ich bleibe, bei mir und in Karuna. Die Entscheidung ist schnell getroffen.

Daraufhin verbringe ich den Vormittag in dem ‘kleinen Tempel’. Lese, sitze, ruhe. Es kommen immer noch Gedanken und Schmerzwellen, aber sie klingen ab. Ganz langsam, wird es ruhiger.

Dann ist schon Mittag. Es fühlt sich leichter an. Ich bin geblieben. In mir. Mit dem was da ist.

“Wir wollen so oft nur die Hochs in unserem Leben. Du fühlst dich nicht gut. Ok. Dann lass das so da sein.”, sagt Ana zu mir.

Aus der Schwere wird Frieden.

Plötzlich wiegen die Gedanken nicht mehr so viel.

“Wenn ich einfach nur bin, wie entscheide ich dann was ich tue?”, frage ich Ana in unserem Gespräch.

“Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich eine der wichtigsten. Sei und dann schaue was kommt.” Antwortet sie.

Natürlich ist meine Angst damit nicht zufrieden. Die hätte gerne eine Anleitung für das ganze Leben.

Und trotzdem… nach all den Erfahrungen, die ich im Leben schon gemacht habe, da gibt es einen Teil, der ist damit zufrieden. Vertrauen. Mein Vertrauen springt an und stellt sich langsam ein.

Nach dem Mittagessen ist dann ein Impuls da: In den nächsten Ort fahren und wandern gehen. Meine Gedanken hinterfragen es kurz und sind dann schnell wieder ruhig.

Es ist eine so unglaublich schöne Wanderung. Durch die frische aufblühende und früchtetragende Natur.

Am Abend spüre ich den Unterschied deutlich, was es bedeutet bei mir zu bleiben. Nicht von mir abzuweichen, ob ich mich nun ‚gut‘, ‚schlecht‘, ‚müde‘ oder sonst wie fühle. Wie auch immer es zu bezeichnen ist.

Es fühlt sich kraftvoll an, zu bleiben. Mit allem was da in mir ist und den Teil zu spüren, der das ganze Spektakel und Drama, dass mein Kopf kreiert hat beobachtet.

Das Gefühl habe ich schon öfter erlebt und gleichzeitig noch nicht in diesem simplen Kontext. Ich kenne es gut aus Ausbildungswochen bei Karin Nikbakht. Dort durfte ich zum ersten Mal erleben, was es bedeutet zu bleiben, obwohl alles in mir schreiend weg rennen will.

Es ist deutlich leichter diesmal und ich bin sehr dankbar diesen Weg zu gehen, der mir den Zugang nun so präsentiert.

Es Bedarf immer wieder eine Entscheidung in mir zu bleiben.

Das ist sehr schön, finde ich. Denn so kann ich den Weg, den ich gehe vertiefen. Wie der Feldweg in der Wiese, der tiefer, deutlicher und leichter wird, je öfter ich ihn gehe.

So sitze ich heute Morgen in der Meditation eine Stunde im großen Tempel. Der Frieden ist ganz tief in mir.

“Beeindruckend.”, merke ich, “Wie wichtig es ist, bewusst Raum zu schaffen, dass diese Gedankenströme aufkommen können und ich bewusst die Entscheidung treffen kann, zu bleiben.”
So hat es mir auch Ana den Tag zuvor erläutert. Es bedarf immer wieder diesen bewussten Raum um zu trainieren neue Wege zu gehen. Das wäre sonst so als würdest du versuchen eine neue Sportart wie Tennis auf dem Fußballplatz zu lernen. Eher unwahrscheinlich, dass das einen dienlichen Effekt hat (bestimmt auch einen! Wahrscheinlich nicht der, um Tennis auf einem Feld zu spielen.).

Ob nun ein Ausbildungsraum, oder ein Meditionszentrum, Urlaub, Zuhause… es ist wichtig hinzuschauen, was da in mir/dir/uns abläuft. Denn sonst hätten meine Gedanken angefangen meine Handlungen zu bestimmen. Und Schmerz kreiert mehr Schmerz. So hätte ich meinen Schmerz in die Welt geschickt, unbewusst und suchend nach dem Frieden, den ich nur in mir finden kann.

So konnte ich bewusst wahrnehmen, dass das, was in mir abläuft, nichts mit den Menschen um mich zu tun hat. Sondern seinen Ursprung ganz in mir hat. Damit konnte ich es wahrnehmen und so auflösen.

In mir löst das viel Erleichterung aus.

Wie geht es dir damit?
Teile gern mit mir, was das Sharing mit mir macht und lass es mir in einem Kommentar da.

Wir dürfen uns gegenseitig inspirieren.

Es waren insgesamt 10 Menschen (wechselnd) dort und 4 Helfer.

Jeder hat sein eigenes Zimmer. Ich habe im Quarto de Água - direkt neben der Quelle, die direkt aus den Bergen kommt geschlafen. (Ich kenne bisher mein frischeres Wasser)

Alles ist sehr simpel und wunderschön.

Schau gerne mal bei Karuna vorbei. Dort kannst du immer zu einem Selbstretreat für mind. 3 Tage oder auch zu Gruppenangeboten hingehen.

Du findest alles auf ihrer Webseite.

https://www.karunaretreatcenter.org

Danke dir für deine Zeit.

Até jà,
Alles Liebe

Antonia

Zurück
Zurück

“Destroy to create”