“Destroy to create”

Ein Wochenende in Lissabon

Gerade ist so eine Zeit, da fühlt es sich wie eine Baustellen in mir an.

“Destroy to create” sagt der Tourguide bei der Freewalking Tour in Lissabon zu Streetart.

“Destroy to create”

Er bezieht sich auf ein 3 Stockwerke hohes Kunstwerk an einer Hauswand.

Zwei Künstler haben hier gemeinsam kreiert. Einer hat ein volles Graffitibild erstellt, der andere @vhils, benutzt Sprengkraft um sich in den Putz hineinzugraben und so seine Kunstwerke entstehen zu lassen.

Der Satz bleibt hängen. Wie oft bedarf es Dekonstruktion als Kreation?

Was ist wenn zerstören auch kreieren ist?

Aus meiner Architekturerfahrung (als Studentin und Architektin in Hamburg) kenne ich diese Prozesse gut.

Alles wieder über den Haufen werfen und das ganze Konzept nochmals neu beginnen.
Tatsächlich liegt dort oft das Gold.

Jedes vorherige Modell, jeder Plan, jede einzelne Skizze ist ein weiterer Schritt und eine Erfahrung, die dem Endergebnis dient. Auch wenn es am Ende ganz anders aussieht.

Diese Vergleiche dienen mir oft.

In diesem Moment gerade, wo es sich nach Umbau anfühlt, wahrzunehmen, dass jede Erfahrung wichtig ist. Für den Prozess.

Kinder machen das mit einer Leichtigkeit. Sie fallen hin, weinen, stehen wieder auf und probieren es nochmals. Sonst würde das Baby ja ewig krabbeln :)

Die Natur erwächst jedes Jahr mit den Jahreszeiten erneut.
Der Baum wird dabei insgesamt immer größer.

In mir ist in diesen Phasen trotzdem Angst da. Angst davor, dass nichts wieder erblüht. Kein Wachstum stattfindet. Stillstand.

An diesem Wochenede ist mir bewusster denn je geworden:
Es ist gibt verschiedene Möglichkeiten wie ich nun damit umgehe:
Eine Möglichkeit ist, in den Modus des „Ich bin so verloren.“ einzubiegen und mich dabei völlig im Drama und mir selbst zu verlieren.

Das hat sich lange so angefühlt. Den Großteil meines Lebens. Obwohl daraus trotzdem immer wieder etwas erwachsen ist.

Jetzt gerade sehe ich diese Möglichkeit so bewusst wie noch nie in meinem Leben.

Die andere Möglichkeit:
Den Weg des Gestaltens. Wo Zerstörung vielleicht Teil ist. Etwas zerbricht um neu zusammen gesetzt zu werden.

Es bedarf immer wieder die Entscheidung in mir, einen neuen Weg zu kreieren.
Aus diesem Weg darf dann ganz nach dem Motto „Ein Trampelpfad wird zum Weg, zur Straße, zur Autobahn“ entstehen.

Das bedarf Übung. So wie alles zu trainieren ist - egal ob innen (z.B. Gedanken/Emotionen) oder außen (Sport, Gewohnheiten etc.). Habe ich früher mehr den Weg des Verlorenseins gekannt, so darf ich nun einen neuen üben. Immer wieder.

Wirklich ehrlich gesprochen, kommt meine Geduld da oft an ihre Grenzen. Da wäre ich gerne schon höher, schneller und weiter.

Auch das darf ich noch gut anschauen und lernen. Ich bin genauso Mensch wie du.

Wenn ich also da sitze, in meiner Baustelle. Gefühlt sind die Maschinen um mich herum laut. Überall wird etwas abgetragen und ich ein Teil in mir will einfach nur die Hände über den Kopf heben und sich in eine “sichere” Ecke begeben, dann nehme ich es wahr. Die alten Modi.

Wie eine kurze Pause und ob das hier gerade wirklich ist was dran ist. Gibts da noch einen andere Möglichkeit?

Oft hilft mir die Frage was ist jetzt wirklich dran? Jetzt gerade?

Simple Dinge. Jetzt gerade im Moment. Ist zumindest oft meine Antwort.

Da geht es ins gestalten.

Oft habe ich selbst so eine Angst davor. Was ist wenn es dann nicht klappt? Ist die Frustration dann nicht noch größer?

Nur wenn ich gestalte ein Ergebnis zu erhalten will und völlig auf das Ergebnis versteift bin, ein „um … zu…“ dann steigt die Frustration.

Wenn ich davon ablasse und mit einer Idee losgehe und frei von einem Ergebnis bin, überrascht mich das Leben in einer Tour.

In etwa so: Es bedarf einen Plan, wie das Haus zu erbauen ist. Aber zeige mir einen Architekten oder Projekt bei dem wirklich alles genau nach Plan abläuft.

Der Satz “Destroy to create” erinnert mich daran, wenn ich mich auf meiner Baustelle verloren fühle. Alles was da gerade abgetragen wird ist auch Gestaltung. Genauso wie der Künstler Teile aus der Wand nimmt und dadurch gestaltet.

Gerade lese ich das Buch „The book of Joy“. Ein Austausch zwischen dem Dalai Lama und Desmond Tutu (Archbishop Südafrika).

Was dort am meisten heraussticht: die Menschlichkeit.
Wir sind alle Menschen. Keiner mehr und keiner weniger.

Da ist so viel Mitgefühl für das eigene Dasein und das Gegenüber.

In einer gleichzeitig völligen Hingabe für einen Höhere Zweck. „To do something meaningful everyday“ wie es der Dalai Lama beschreibt. Etwas das anderen hilft oder in der Welt bewegt und die Bereitschaft sich dafür einzusetzen.

Letztlich weiß keiner, welche menschlich Erfahrung uns hier erwartet.

Das gilt genauso fürs Gestalten. Am Ende weiß keiner was genau dabei rauskommt und darum geht es wahrscheinlich auch.

Es geht um das Gestalten an sich.

Und das kann “Destroy“ oder „create“ sein. Wer beurteilt das schon?

Solange du diese Kraft bewusster wahrnimmst.

Diesen “Muskel” trainierst.

Den Trampelpfad zur Autobahn werden lässt. Ohne zu wissen was dabei herauskommt.

Destroy to create. Warum nicht mal sorum?

Wie gestaltest du? In welchen Projekten oder Tätigkeiten empfindest du besonders viel Gestalterfreude?

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Alles Liebe zu dir

Antonia

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